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„Das Recht und die Pflicht, die Staatsgrenzen zu verteidigen, lassen sich mit der Hilfe für Menschen, die sich in einer dramatischen Situation befinden, vereinbaren“, schrieb der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gądecki, in einem Appell zur humanitären Hilfe für Migranten.

Der Vorsitzende des Episkopats erinnerte an die Aufgaben der Christen in Bezug auf Migranten und Flüchtlinge, d.h. medizinische und humanitäre Hilfe sowie die Suche nach Lösungen für das Gemeinwohl. „Die Sensibilität für das Schicksal der Menschen, die in unserem Land ankommen, sowie die medizinische und humanitäre Hilfe für Migranten sollten für staatliche und nichtstaatliche Institutionen, einschließlich der Kirchen und Religionsgemeinschaften, zu einer Priorität werden“, schrieb er und fügte hinzu, dass humanitäre Sensibilität ein Ausdruck unserer Menschlichkeit ist.

Er betonte, dass die Behörden die Pflicht haben, potenzielle Bedrohungen durch Menschen, die die Grenzen des Landes überschreiten, zu erkennen, aber man dürfe Neuankömmlinge nicht durch schädliche Verallgemeinerungen stigmatisieren.

In seiner Botschaft bedankte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz bei allen, die sich für Menschen in Not einsetzen. Er betonte, dass „die katholische Kirche in Polen sich bereit erklärt, an der Suche nach den besten Lösungen, die – im Rahmen der Rechtsordnung – dem Gemeinwohl im weitesten Sinne dienen, Teil zu nehmen“.

Erzbischof Gądecki appellierte an die Erlaubnis, humanitäre Korridore einzurichten, zu deren Koordinierung sich Caritas Polska seit 2016 bereit erklärt hat. Außerdem schlug er „eine Lösung einer vollständig kontrollierten Umsiedlung von Flüchtlingen, die auf ihrer unabhängigen Entscheidung bei der Wahl ihres Ziellandes basiert“, vor. „Gerade kontrollierte Migrationsprozesse geben ein Gefühl der Sicherheit, im Gegensatz zur chaotischen Migration in den Händen von Schlepperbanden, die die Leute auf unmenschliche Weise täuschen und ihnen versprechen, sie ins Traumparadies Europa zu bringen“, heißt es in dem Aufruf.

Erzbischof Gądecki bedankte sich für die Hilfe, die den Afghanen vor einigen Wochen zuteilwurde, und rief alle Menschen guten Willens dazu auf, „den Dienst und die Hilfe für die Ausländer, die nach Polen kommen, als eine Gelegenheit zu betrachten, die Nächstenliebe zu praktizieren, die der Eckpfeiler unseres Glaubens ist“. „Jeder von uns kann und sollte in seinem Umfeld zum Förderer der zwischenmenschlichen Solidarität werden“, schrieb der Vorsitzende des Episkopats. Er ermutigte auch zum Gebet für Migranten und Flüchtlinge sowie zu einem Geist der christlichen Brüderlichkeit.

Pressestelle der Polnischen Bischofskonferenz

Wir veröffentlichen den vollständigen Text des Aufrufs:

 

APPEL
DES VORSITZENDEN DER POLNISCHEN BISCHOFSKONFERENZ
ERZBISCHOF STANISŁAW GĄDECKI ZUR HUMANITÄREN HILFE FÜR MIGRANTEN

Angesichts der Ereignisse an der polnischen Grenze in den vergangenen Wochen ist der kürzlich begangene 107. Welttag des Migranten und Flüchtlinge für mich ein Anlass, noch einmal an die Verantwortung der Christen für die Fremden zu erinnern und nach Lösungen zu suchen, die dem Gemeinwohl dienen. Als Christen müssen wir davon überzeugt sein, dass sich das Recht und die Pflicht, die Staatsgrenzen zu verteidigen, mit der Hilfe für Menschen, die sich als Geiseln der geopolitischen Spielchen bestimmter Politiker in dramatischen Situationen „ohne Rückkehr“ befinden, vereinbaren lassen.

 

Humanitäre Hilfe

Die katholische Kirche kann nicht aufhören, sich an die Worte Jesu zu erinnern: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Matt 25,35), zu allen Zeiten und unter allen historischen Umständen gültig bleiben. Die Sensibilität für das Schicksal der Menschen, die in unserem Land ankommen, sowie die medizinische und humanitäre Hilfe für Migranten sollten zu einer Handlungspriorität sowohl für staatliche als auch für nichtstaatliche Institutionen, einschließlich der Kirchen und Religionsgemeinschaften, werden. Die unveräußerliche Würde eines jeden Menschen, unabhängig von seinem Status, seiner Herkunft oder seiner Religion, und das Recht auf brüderliche Liebe drängen uns, ihnen zu helfen. Humanitäre Sensibilität ist in der Tat ein Ausdruck unserer Menschlichkeit.

Papst Franziskus erinnert uns daran, dass „Migranten und Flüchtlinge sind keine Figuren auf dem Schachbrett der Menschheit. Es geht um Kinder, Frauen und Männer, die aus verschiedenen Gründen ihre Häuser verlassen oder gezwungen sind, sie zu verlassen, Menschen, die den gleichen legitimen Wunsch haben, mehr zu lernen und mehr zu besitzen, vor allem aber mehr zu sein“ (Botschaft zum Welttag des Migranten und Flüchtlinge, 2014). Unter Beachtung der staatlichen und internationalen Gesetzgebung sind wir verpflichtet, ihnen eine Antwort auf diesen Wunsch zu geben.

Die Behörden haben gewiss die Aufgabe, potenzielle Bedrohungen durch Menschen, die die Grenzen des Landes überschreiten, zu erkennen, aber man darf Neuankömmlinge nicht stigmatisieren, indem man schädliche Verallgemeinerungen macht, die aus jedem Flüchtling „einen potenziellen Terroristen“ machen.

 

Lösungen finden

Mein Dank gilt der Caritas Polen, den staatlichen Stellen, dem Grenzschutz, der polnischen Armee, den lokalen Gemeinden, Nichtregierungsorganisationen und Einzelpersonen, die nach besten Kräften Menschen in Not helfen. Eine Angelegenheit dieser Größenordnung erfordert eine gemeinschaftsweite Mobilisierung und Solidarität. Jede Hilfe für Menschen in Not ist ein wertvolles Zeugnis der Brüderlichkeit und Solidarität.

Die katholische Kirche in Polen erklärt sich bereit, an der Suche nach den besten Lösungen, die – im Rahmen der Rechtsordnung – dem Gemeinwohl im weitesten Sinne dienen, Teil zu nehmen. Daher möchte ich um die Zustimmung zur Einrichtung humanitärer Korridore bitten, die Caritas Polen seit 2016 zu koordinieren bereit ist. Dieser Mechanismus, der bereits in anderen Ländern getestet wurde, ermöglicht es, den bedürftigsten Opfern von Kriegen und Verfolgungen auf sichere und vollständig kontrollierte Weise konkrete Hilfe zu leisten.

Auch die vollständig kontrollierte Umsiedlung von Flüchtlingen auf der Grundlage ihrer unabhängigen Entscheidung über ihr Zielland ist eine sichere Form der Rettung für unsere Schwestern und Brüder. Gerade kontrollierte Migrationsprozesse geben ein Gefühl der Sicherheit, im Gegensatz zur chaotischen Migration in den Händen von Schlepperbanden, die die Leute auf unmenschliche Weise täuschen und ihnen versprechen, sie ins Traumparadies Europa zu bringen.

Während ich mich für die Hilfe bedanke, die den Afghanen vor einigen Wochen zuteilwurde, appelliere ich heute an alle Menschen guten Willens, den Dienst und die Hilfe für die Ausländer, die nach Polen kommen, als eine Gelegenheit zu betrachten, die Nächstenliebe zu praktizieren, die der Eckpfeiler unseres Glaubens ist. Jeder von uns kann und sollte in seinem Umfeld zum Förderer der zwischenmenschlichen Solidarität werden. Ich bitte daher alle, für die Flüchtlinge und Migranten zu beten, aber auch für uns selbst, damit wir wissen, wie wir im Geist der christlichen Brüderlichkeit auf diese immer anspruchsvollere Herausforderung klug reagieren können. „O Herr, mach uns zu Werkzeugen deines Friedens…“ (franziskanisches Gebet)

 

+ Stanisław Gądecki
Erzbischof Metropolit von Posen
Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz

 

Warschau, 4. Oktober 2021,
am liturgischen Fest des Heiligen Franz von Assisi

 

Translated from Polish by Sr. P. Nau / Office for Foreign Communication
of the Polish Bishops’ Conference